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Der Kampf um Befreiung ist antiklerikal!

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Pro Choice is ois!

Am 24. Juli wars wieder soweit. Christliche Fundis marschierten mit ihren weißen Kreuzen durch die Straßen von Salzburg um gegen das Recht auf Abtreibung zu demonstrieren. Dagegen stellte sich eine etwa 250- köpfige Pro- Choce Demo. Um der Konfrontation aus dem Weg zu gehen wurde der Christenmarsch kurzfristig vorverlegt.

Hier gibts Redebeiträge der lautstarken Pro Choice- Demo zu hören. Während des ersten Redebeitrags ist übrigens im Hintergrund der Rauswurf eines provozierenden Fundi zu hören. Lasst euch davon sowenig wie die Rednerin stören.

Demoaufruf:

Fundis – Ihr könnt uns 1.000x kreuzweise!

Auch dieses Jahr werden wir am 24. Juli 2016 für reproduktive Freiheit und den freien Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen demonstrieren. Kommt zur Pro-Choice-Demo, die um 13:00 am Hauptbahnhof Salzburg beginnt!

Wenige Stunden später wollen mal wieder ultra-religiöse, organisierte AbtreibungsgegnerInnen um HLI, Euro Pro Life und co. mit weißen Holzkreuzen bewaffnet durch die Salzburger Innenstadt schleichen, um gegen feministische Errungenschaften und Forderungen mobil zu machen und moralischen Druck auf Frauen*1 auszuüben.
Ihre reaktionäre Weltsicht ist gekennzeichnet von Heuchelei und Doppelmoral.

Sie geben vor, „Frauen schützen“ zu wollen. Das ist nicht nur paternalistisch bevormundend, sondern auch gefährlich. Sie wollen Verhütungsmittel verbieten. Der Salzburger Weihbischof Laun warnt vor dem „hochwirksamen Präparat Pille Danach“. Anständige Christinnen brauchen ihrer Ansicht nach auch keine Verhütung, der einzig akzeptable Weg lautet sowieso Keuschheit bis zur Ehe. Es ist zynisch, Verhütungsmittel abzulehnen angesichts der Tatsache, dass Kondome notwendig sind, um sich und andere vor der Ansteckung mit Krankheiten zu schützen. Wenn es nach den organisierten AbtreibungsgegnerInnen ginge, sollten Schwangerschaftsabbrüche vollständig kriminalisiert werden, um „Frauen vor den gefährlichen Folgen“ zu schützen. Tatsächlich werden Abtreibungen immer durchgeführt, egal ob illegalisiert oder nicht. Eine Kriminalisierung von Abbrüchen führt dazu, dass diese oft unter unsicheren, unhygienischen Bedingungen stattfinden und somit eine ernsthafte Gefahr für die Gesundheit bedeuten, bis hin zum Tod. Das gilt besonders für ungewollt Schwangere mit wenig Geld. Mit den nötigen finanziellen Mitteln lassen sich doch manche Ärzt_innen dazu bewegen, sich selbst dem Risiko einer Verurteilung auszusetzen. Genau das Gegenteil der wahnwitzigen Forderungen der Fundis würde also die Gesundheit und das Wohlbefinden von FrauenLesbenInterTrans* verbessern.

Tatsächlich geht es den organisierten AbtreibungsgegnerInnen um Disziplinierung; Frauen* sollen davon abgehalten werden, Entscheidungen über ihren eigenen Körper und ihr Leben zu treffen. Um Frauen* eindrücklich von ihrer Schutzbedürftigkeit zu überzeugen, haben die Fundis das „Post Abortion Syndrom“ erfunden. Auf diversen Websites und in Büchern veröffentlichen sie lange Listen mit schrecklichen Beschwerden, die angeblich durch Schwangerschaftsabbrüche verursacht werden und so ziemlich alles sein können. Zum Beispiel: „Menstruationsbeschwerden, emotionales Absterben, hysterische, unmotivierte Weinkrämpfe, Rückenschmerzen, Ausfluss, Herzneurosen, Frigidität, Selbstmordgedanken“, bis hin zu „militantem Feminismus“. Das Post Abortion Syndrom ist wissenschaftlich widerlegt, es existiert schlichtweg nicht. Wenn einzelne Beschwerden, etwa „Gefühle von Einsamkeit, Isolation und Ausgrenzung“ oder „Schlaflosigkeit“ tatsächlich auftreten, dann aus anderen Gründen wie Stigmatisierung, unter Druck Setzen, Schuldgefühle Einreden, etc. Dazu tragen organisierte AbtreibungsgegnerInnen einen großen Teil bei.

Im Zentrum ihrer Mobilmachung steht oft „das Geschenk Leben“. Was sie damit meinen sind befruchtete Eizellen. Föten bezeichnen sie durchgängig als „Kinder“, die ein Recht auf Leben hätten. Dieser rhetorische Kniff erlaubt es ihnen, Schwangerschaftsabbrüche als „Kindsmord“ darzustellen und Personen, die abgetrieben haben als „Mörderinnen“ zu bezeichnen. Das Interesse der organisierten AbtreibungsgegnerInnen beschränkt sich auf das „ungeborene Leben“. Ihre Versprechungen, Eltern und Kindern Unterstützung zu leisten, sind fadenscheinig und hören mit der Geburt auf. Um die Lebensrealitäten von Kindern, die nicht ihre eigenen (oder gar: nicht christlich) sind, kümmern sie sich nicht.

In den letzten Jahren spielen sich organisierte AbtreibungsgegnerInnen vermehrt als VertreterInnen und VerteidigerInnen von Menschen mit Behinderung und Menschen mit Lernschwierigkeiten auf. Wieder interessieren sie sich dabei nur für Föten und nicht für die Lebensumstände von realen Leuten. Sie instrumentalisieren Menschen mit Behinderung und Menschen mit Lernschwierigkeiten sowie deren Interessen und Kämpfe um Befürworter_innen eines freien Zugangs zu Schwangerschaftsabbrüchen vorwerfen zu können, sie würden pauschal eugenische2 Positionen vertreten. Der so aufgebaute moralische Druck soll letztendlich wieder der Kontrolle und Disziplinierung von Gebärfähigkeit dienen.

Lügen, Verzerrungen und Falschdarstellungen bis hin zur Holocaustverharmlosung gehören zum Repertoire der organisierten AbtreibungsgegnerInnen. So bezeichnen sie Schwangerschaftsabbrüche als „Babycaust“ und als „größtes Verbrechen“ in der Geschichte Europas. Dadurch stellen sie den Abbruch der Entwicklung eines Fötus als gleich schlimm oder schlimmer dar, als den Mord an Millionen von Menschen. Das ist Heuchelei und Doppelmoral, und eine Verhöhnung der Opfer des Nationalsozialismus. Andererseits ist es wenig überraschend, dass organisierte AbtreibungsgegnerInnen mitunter Nazis bei ihren Märschen mitlaufen lassen und sich über Sympathisant_innen aus anderen extrem rechten Gruppierungen freuen. Die ideologischen Überschneidungen zwischen reaktionären ChristInnen und anderen extremen Rechten sind nicht zu übersehen: ein ultra-konservatives Familienbild und die Angst vor dem „Volkstod“ seien nur als zwei Eckpunkte genannt.

Fazit: alles männerbündlerische Scheißvereine, die gar nix schützen wollen als ihre eigenen Machtpositionen und die Kontrolle über den Uterus von anderen Leuten!

Kommt am 24. Juli 2016 um 13 Uhr (Hbf Sbg) zur Pro-Choice Demo und beteiligt euch an den Aktionen und Kundgebungen gegen den 1000-Kreuze-Marsch!

Für freien Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen und Verhütungsmitteln! Für reproduktive Freiheit für alle! Schluss mit Hass gegen Homosexuelle, Interfeindlichkeit und Transfeindlichkeit, Lesbenfeindlichkeit und Frauen*hass! Schluss mit rassistischer und sexistischer Bevölkerungspolitik! Schwangerschaftsabbruch raus aus dem Strafgesetzbuch! Nieder mit dem Patriarchat! Für die soziale Revolution!

Ehe, Küche, Vaterland – unsre Antwort: Widerstand!
Hinter dem Sexismus steht der Kardinal – der Kampf um Befreiung ist antiklerikal!
Alerta Feminista!

Pro-Choice Demo um 13 Uhr am Hauptbahnhof, Pro-Choice Kundgebungen ab 16 Uhr, Kreuzausgabe der FundamentalistInnen voraussichtlich 16:15 Uhr am Mozartplatz

Mehr zum Thema Pro Choice findet ihr in der Pro Choice is ois! Broschüre unter infoladensalzburg.files.wordpress.com/2015/06/bildschirm_pdf.pdf

1 Die Moralkeule der organisierten AbtreibungsgegnerInnen richtet sich explizit gegen Leute, die sie in IHR Verständnis von “Frauen” einsortieren. Diese Kategorie entspricht ihrer reaktionären Ideologie und deckt sich nicht mit allen Menschen, die schwanger werden können und von Einschränkungen reproduktiver Freiheit betroffen sind.

2 Der Begriff “eugenisch” meint Aktivitäten, Gedanken, Konzepte, die die Steuerung des biologischen Erbgutes zum Ziel haben, die einhergehen mit einer Einteilung in “unwertes” und “wertvolles” Leben. Im Besonderen bezeichnet der Begriff die Maßnahmen der Erb- und Rassenhygiene des Nationalsozialismus und die damit verbundenen staatlichen Zwangs-maßnahmen und Morde.

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