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Ihr hört ein Interview mit einem Aktivisten der Animal Climate Action im Rahmen des Klimacamps in Schwechat bei Wien. Er spricht darüber, warum ein Kampf gegen Tierfabriken Hand in Hand mit dem Klimaschutz geht und was die unterschiedlichen Bewegungen voneinander lernen könnten.
Die Animal Climate Action (ACA) ist ein Netzwerk aus Einzelpersonen und Gruppen aus der Klima- und der Tierrechts-/Tierbefreiungsbewegung mit dem Ziel, den Zusammenhang von Klimawandel und Tierproduktion in beiden Bewegungen und in der weiteren Öffentlichkeit nachdrücklich in den Blickpunkt zu rücken. Aus klima- und umweltpolitischen sowie aus tierethischen Gründen stellen sie sich gegen Tierproduktion und setzen sich für eine solidarische öko-vegane Landwirtschaft ein. Sie begreifen ihre Position nicht als absolut, sondern als in einem gesellschaftlichen Prozess stehend, in dem sie mit möglichst vielen Personen einen gemeinsamen Weg suchen.
Weiter Infos gibt hier:
Hier noch der Aufruf zur Demo gegen die EuroTier in Hannover…
Tierproduktion stoppen! Klima retten!
Aufruf zur Demonstration gegen die EuroTier am 12. November 2016 in Hannover
Beginn: 14 Uhr, Opernplatz, Hannover
Kommt zur ersten großen Demo gegen die EuroTier, „Weltweit die Leitmesse für Tierhaltungs-Profis“! Die EuroTier ist ein zentraler Schauplatz von Handel, Management und Wissenstransfer rund um die Tierproduktion. Wir richten uns gegen die Tierproduktion, weil mit ihr eine rasant wachsende, immens umwelt- und klimaschädliche, extreme Form von Ausbeutung von Umwelt, Tieren und Menschen vorliegt. Wenn wir den Klimawandel und das Tier- bzw. Artensterben aufhalten und gute Ernährung für alle Menschen sichern wollen, müssen wir die Tierproduktion stoppen und unsere Landwirtschaft radikal umgestalten.
Umwelt und Klima
Derzeit werden über 60 Milliarden Säugetiere und Vögel pro Jahr für die Herstellung von Fleisch, Milch, Eiern und anderen Tierprodukten „verbraucht“. Geht das gegenwärtige Wachstum der Tierindustrie ungebremst weiter, dürfte diese Zahl bis zur Mitte des Jahrhunderts auf über 100 Milliarden steigen. Hinzu kommen mehrere Billionen von Wassertieren, die zum Teil ebenfalls industriell gehalten und gefüttert werden.
Die Auswirkungen auf Umwelt und Klima sind dramatisch. Schon weit in der Vergangenheit war die „Viehwirtschaft“ ein wesentlicher Treiber von Waldrodungen. Heute wird die globale Tierproduktion je nach Studie für 14 bis über 25 Prozent des Treibhausgasausstoßes verantwortlich gemacht. Hervorzuheben sind dabei der immense CO2 -freisetzende Landverbrauch insbesondere für die Futtermittelproduktion sowie die klimaschädlichen Verdauungsgase vor allem der Rinder.
Neben dem Klimawandel kommt es zu Wechselwirkungen mit weiteren „planetaren Grenzen“ betreffs der Landnutzung und biochemischer Kreisläufe wie z. B. dem Stickstoffkreislauf, die durch die Tierindustrie bedroht oder überschritten werden. Mittlerweile sind über ein Drittel der weltweiten Böden schwer geschädigt oder verloren. Hierzu trägt insbesondere die Futtermittelindustrie bei, da sie einen Großteil der zumeist mit intensiven Methoden angebauten pflanzlichen Grundnahrungsmittel wie Soja, Mais und Getreide verbraucht. Die große Menge an ungeklärten Fäkalien aus der Tierwirtschaft greift massiv in den Stickstoffkreislauf des Planeten ein und bedroht die ökologische Funktion von Gewässern. Die Herstellung von Tierprodukten verbraucht zudem deutlich mehr Wasser und fossile Brennstoffe als die Erzeugung pflanzlicher Nahrungsmittel.
Vernichtung, Ausbeutung und Unterdrückung
Auch für die erschreckend schnell fortschreitende Vernichtung der biologischen Vielfalt an Pflanzen und Tieren ist die Tierproduktion erheblich mitverantwortlich. Zahllose Tiere, ganze Arten, sterben aufgrund der Zerstörung ihrer Lebensräume durch die Agrarindustrie. Die Tierproduktion beruht dabei selbst auf der gewaltsamen Ausbeutung von fühlenden Lebewesen. Mit der Zurichtung auf bestimmte Leistungen durch Hochzucht und genetische Veränderung, mit körperlichen Verstümmelungen, mit beengter Haltung in reizarmer Umgebung, Trennung von Eltern und Jungtieren, Inkaufnahme von Krankheiten und schweren Leiden sowie mit der Tötung zum ökonomisch sinnvollsten Zeitpunkt werden die Bedürfnisse der Tiere in der Produktion systematisch missachtet. Empfindende Individuen werden zur Ware gemacht und ihre Existenz komplett den Interessen der Produktion untergeordnet. Im Zuge der wirtschaftlich aufstrebenden und politisch forcierten Bioökonomie werden Tiere auch explizit zur bloßen Biomasse degradiert. Schlachtreste, Gülle und andere Nebenprodukte der Tierproduktion werden unter Ausblendung ökologischer Zusammenhänge als „erneuerbare“ Ressourcen zum Beispiel für die Erzeugung von Biogas propagiert.
Die Profitabilität der Tierproduktion wird darüber hinaus mitunter durch krasse Menschenrechtsverletzungen und undemokratische, repressive Politik durchgesetzt. Im globalen Süden sind noch verbliebene indigene Kulturen existenziell von brutalem Landraub und Vertreibung zu Gunsten der Futtermittelindustrie betroffen. Überall werden Kleinbäuer*innen die Lebensgrundlagen entzogen. Hierzulande stehen Schlachtkonzernen wegen schwerer Verstöße gegen das Arbeitsrecht durch Lohndumping bis hin zu Menschenhandel in der Kritik. Der Neubau von Tieranlagen und Schlachthöfen wird häufig rücksichtslos gegen den Widerstand der lokalen Bevölkerung durchgesetzt.
Ethik und Politik
Die Frage der Tierproduktion ist somit in mehrfacher Hinsicht eine Frage der Gerechtigkeit. Genau wie bei anderen klimaschädlichen Branchen kann es hier nicht um auf Wachstum ausgerichtete technische Lösungen gehen, wie uns vielfach von Politik und Wirtschaft suggeriert wird. Stattdessen müssen wir hier und überall individuell und gesellschaftlich ganz neu aushandeln, wie wir leben wollen, ob und wie wir die Kosten für unser Leben begrenzen und tragen wollen.
Die offiziellen internationalen und nationalen Anstrengungen zur Umsetzung hehrer Nachhaltigkeits- und Klimaschutzziele entpuppen sich zunehmend als Greenwashing für umweltzerstörende profitorientierte Konzernpraktiken zugunsten von Eliten.
Für grundlegende Veränderungen engagiert sich eine erstarkende globale Bewegung für Klimagerechtigkeit und für „System Change not Climate Change“. Die Graswurzel-Klimabewegung in Deutschland konzentriert sich dabei bislang wie die offizielle Politik sehr auf fossile Brennstoffe. Es ist aber an der Zeit, das „Klimathema“ in seiner ganzen Bandbreite zu thematisieren und damit auch die hier besonders ins Gewicht fallende Tierproduktion im Kontext der industriellen Landwirtschaft als „Klimakiller“ zu skandalisieren.
EuroTier
Auf der weltweit größten Fachmesse für Tierhaltung in Hannover treffen sich im zweijährigen Rhythmus Akteure aus der Tier- und Landwirtschaft, aus nach- und vorgelagerten Branchen sowie aus Politik und Verwaltung. An Messeständen von weit über 2.000 Ausstellern sowie auf Fachveranstaltungen und Tagungen können sich rund 160.000 Besucher*innen über „die neuesten Trends und Innovationen im Bereich Tierhaltung, Management und Dienstleistungen“ informieren. In Tiershows werden lebende Rinder, Schweine und andere Tiere als Produktionsmittel vorgeführt.
Der Standort der EuroTier spricht für sich: Deutschland produziert immer mehr Fleisch und erreicht in diesem Jahr wieder einen Höchstwert. Der Konsum von Fleisch ist in Deutschland zwar leicht rückläufig, liegt aber noch weiterhin deutlich über dem weltweiten Durchschnitt. Beim Schweinefleisch ist Deutschland in Produktion und Export Europameister und Vize-Weltmeister nach China. Der durch EU-Agrarsubventionen verstärkte Fleischexport wirkt sich verheerend auf die Nahrungsmittelproduktion und Ernährungssouveränität in anderen Ländern aus.
Die Messe in Hannover repräsentiert und forciert diese unvorstellbar schnell wachsende und destruktive globale Tierindustrie. Damit muss Schluss sein!
Globale Klimagerechtigkeit und Gerechtigkeit gegenüber Tieren gehören zusammen.
Wir fordern daher ein Ende der Tierproduktion und den Übergang zu einer ökoveganen und solidarischen Landwirtschaft.
Kommt zur Demo! Unterstützt unseren Aufruf oder verfasst selber einen!
Animal Climate Action, 18.07.2016