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3. Piste in die Kiste

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 Klimacamp und Proteste gegen 3. Startbahn

Am 1.Oktober organsisierte “System Change, not Climate Change!” zusammen mit Bürgerinitiativen am Flughafen eine Kundgebung mit fast 400 Teilnehmer*innen, um den Ausbau des Flughafens Wien-Schwechat zu stoppen. Mehr als 200 Personen waren vorher mit Fahrrädern vom Karlsplatz nach Schwechat gefahren. Unterwegs wurden Sprüche wie „Dritte Flugbahn: So ein Schmarrn!“ skandiert und damit der Forderung nach zukunftsfähiger Mobilität Ausdruck verliehen. Musikalisch begleitet wurde die Fahrraddemo von zwei Jazzmusikern in Pinguinkostümen, die ein Klavier und Saxophon auf einer fahrbaren Plattform bedienten. Gezogen wurde die mobile Band von einem Drei-Personen-Tandem. Im Flughafen selbst fanden kreative Flashmobs statt. Und auch wenn es beim Klima schon lange nicht mehr nur um Eisbären geht: Das krönende Ende der Kundgebung bot ein breakdancender Eisbär.
Viele der Protestierenden nahmen zuvor und im Anschluss an die Aktion am ersten österreichischen Klimacamp teil, das von 29. September bis 2. Oktober im flughafennahen Enzersdorf an der Fischa stattfand.

Hier gibts einen kurzen Film von Augustin TV.

 Und hier den Stay Grounded Clip..

 

 

3. Piste Schwechat: Klimaschädlichstes Projekt Österreichs

Der Plan, am Flughafen Wien Schwechat eine dritte Flugbahn zu errichten, stößt seit Jahren auf Widerstand. Nicht nur würde dies einer Erhöhung der Fluganzahl dienen und damit die Treibhausgasemissionen immens anwachsen lassen – auch viele Hundert Hektar Land sind in Gefahr, versiegelt zu werden, die Lärmbelastung würde stark ansteigen. Schwechat ist nicht der einzige Flughafen, der vergrößert werden soll, weltweit sind Hunderte Projekte geplant, um dem geplanten Wachstum der Flugindustrie nachzukommen. Ein drei- bis siebenfacher Anstieg der Treibhausgasemissionen bis 2050 wird durch Flugverkehr erwartet. „In Zeiten des Klimawandels sind solche Investitionen in emissionsintensive Infrastruktur absolut unverantwortlich. Besonders weil der Ausbau nicht aufgrund von Bedarf, sondern wegen Profitinteressen forciert wird“, so Manuel Grebenjak von „System Change, not Climate Change!“.

Globale Aktionswoche: „Stay Grounded. Aviation Growth Cancelled Due to Climate Change“

Gleichzeitig mit den Protesten in Wien finden weltweit Aktionen gegen Flughafenausbau und Flugverkehrswachstum statt. In London wurde von Aktivist*innen eine Rad-Demo mit mehreren hundert Teilnehmer*innen um den Flughafen Heathrow organisiert. Zugleich gab es einen Flashmob direkt am Flughafengelände. Dort legten sich zahlreiche Aktivist*innen in einem sogenannten „Die-in“ auf den Boden, stellvertretend für die 300.000 Menschen, deren Lebensgrundlagen schon jetzt aufgrund der Auswirkungen der wachsenden Luftfahrindustrie und des Klimawandels bedroht sind, sodass die irritierten Passagiere über sie hinwegsteigen mussten, um zum Check-In zu kommen. „Während weltweit nur eine elitäre Minderheit überhaupt regelmäßig fliegt, werden sich jene, die am meisten unter den Folgen des Klimawandels leiden, nie ein Flugticket leisten können.“, begründen Aktivist*innen von „Reclaim the Power“ ihren Einsatz für Klimagerechtigkeit.

In Mexiko City soll ein neuer internationaler Flughafen mit sechs Flugpisten errichtet werden, gegen den lokale Bauerngemeinden schon lange Widerstand leisten. Der Staat legt die Gesetze nach Belieben aus. „Mit der Hilfe von politischen Parteien und Geld wird Zwietracht in der lokalen Bevölkerung gesät und diese von ihrem Land vertrieben“, so Bewohner*innen der betroffenen Region.

In Istanbul ist trotz großen Widerstands und negativer Umweltprüfungen bereits in Bau, was der türkische Präsident Erdogan als weltweit größten Flughafen ankündigte: 76 km2 des letzten zusammenhängenden Ökosystems in der Stadtregion sind bedroht.

In Notre-Dames-des-Landes, Frankreich, wird seit über 50 Jahren Widerstand gegen einen neuen zweiten Flughafen geleistet. Die vom Ausbau bedrohte Fläche wurde besetzt, es gründeten sich vielzählige Gemeinschaftsgärten und Werkstätten, die diese Tage von der Räumung bedroht sind.

 

27. September bis 7. Oktober: Problematische Klimastrategien der UN-Luftfahrtkonferenz

Konkreter Anlass der weltweiten Aktionen ist die Konferenz der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation (ICAO), die am 27. September in Montreal gestartet ist. Dort wird aktuell das uneingeschränkte Wachstum der Luftfahrtindustrie gekoppelt mit Ausgleichszahlungen geplant. „Dass dies als ‚CO2-neutrales Wachstum’ verkauft wird, ist absurd“, sagt Magdalena Heuwieser von „System Change not Climate Change’. Schließlich würde dies die Nachfrage nach höchst problematischen Offset-Projekten wie dem Waldschutzprogramm REDD+ (Reducing Emissions from Deforestation and Forest Degradation) steigern und das erklärte Ziel, die zu erwartende Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, in noch weitere Ferne rücken. „Um der Klimakrise entgegenzuwirken, müssten sowohl Wälder geschützt als auch Emissionen der Luftfahrt eingespart werden“, so Heuwieser. Zum Start der ICAO-Konferenz wurden die Delegierten auch direkt vor dem ICAO Headquarter in Montreal mit einer Presseaktion und Flyern von der Aktionswoche „Stay Grounded“ begrüßt.

Das erste österreichische Klimacamp ist Geschichte – und zwar eine erfolgreiche. Die Klimagerechtigkeitsbewegung ist endgültig in Österreich angekommen und hat von 29. September bis 2. Oktober 2016 ihre Zelte in Enzersdorf an der Fischa aufgeschlagen, wo Austausch, Workshops und ein Aktionstag gegen den Ausbau des Wiener Flughafens, aber auch Musik und großartiges Essen am Programm standen.

Ausgehend von Großbritannien haben sich Klimacamps in den letzten zehn Jahren weltweit verbreitet. Sie sind nicht nur Orte der Begegnung für die weltweite Klimagerechtigkeitsbewegung, sondern meist auch Ausgangspunkt für Aktionen gegen klimaschädliche Infrastruktur und Projekte. Neue Maßstäbe setzte erst im Mai dieses Jahres „Ende Gelände“ in der deutschen Lausitz mit etwa 4.000 Teilnehmer*innen. Auch wenn das erste Camp von System Change, not Climate Change! nicht ganz diese Größe erreichte – in vielen Bereichen konnte es mit den großen Vorbildern mithalten.Das Fazit: Abgesehen von einer Handvoll überarbeiteter Aktivist*innen, die sich nun ein Woche Karibikurlaub gönnen müssen (der Flieger in Schwechat geht in zwei Stunden) war unser erstes Klimacamp ein voller Erfolg! Es sieht so aus, als werde es nicht bei diesem ersten bleiben…

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