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Hier gibts ein Interview mit Ypóptou Moúsi (übersetzt „Verdächtiger Bart“). Er spricht zum aktuellen Verbots- Prozess gegen die Goldene Morgenröte, eine nationalsozialistische Partei im griechischen Parlament. In seiner Webshow im Youtube- Kanal OmniaTV informiert er laufend über den Prozess und bringt Daten und Beweismaterialien an die Öffentlichkeit. Im Interview erklärt er den Aufstieg der Morgenröte und spricht im Hinblick auf die kommenden Wahlen in Griechenland
über seinen Weg der antifaschistischen Aufklärungs- Arbeit.
Griechische Nazis
Die „Goldene Morgenröte“ ist eine griechische nazistische Organisation. Jahre lang war sie eine Randgruppe, die offen mit Nazi-Symbolen auftrat, aber nie als Gefahr ernstgenommen wurde. Seit den Nuller Jahren tritt die Goldene Morgenröte als Partei zu Wahlen an. Es folgte das bekannte Wahlergebnis bei der Nationalwahl
2012, wo Chrysi Avgi es schaffte, mitten in der griechischen Finanz– und Politikkrise, mit einer großen Fraktion ins Parlament einzuziehen. Die Partei erhielt 6,98% (440.000 Stimmen) und erlangte damit 18 Mandate. Dieser raketenhafte Aufstieg lässt sich auf verschiedene Gründe zurückführen, vor allem die Austeritätspolitik seit 2009 und die damit einhergehende Aussichtslosigkeit, und Rekordhöhe der Arbeitslosigkeit, der latente und später offene Rassismus der griechischen Gesellschaft, die Annahme einer neonazistischen Agenda und Rhetorik durch konservative Parteien, die Salonfähigkeit einer rechtsextremen Partei (LAOS) durch Regierungsbeteiligung, die Unterstützung von Chrysi Avgi durch bestimmte Medien, die Verflechtung ihrer Mitglieder mit staatlichen Institutionen – vor allem die Infiltrierung des Polizeiapparats, die Entwertung des gesamten politischen Systems
und letztendlich der Demokratie.
Verstärkt durch den Status einer parlamentarischen Partei, konnte Chrysi Avgi die Gewalttaten ihrer Sturmtruppen weiter betreiben: nächtliche Patrouillen durch Viertel, in denen viele MigrantInnen wohnen, Einschüchterung, Hetze, Angriffe auf AusländerInnen, Linke, Homosexuelle, GewerkschafterInnen, Aufruf zur Gewalt, Morde… Im Januar 2013 wurde der pakistanische Arbeiter Shehzad Luqman auf der Straße ermordet, im September desselben Jahres wurden GewerkschafterInnen der Kommunistischen Partei (KKE) brutal angegriffen, bis am 17.9.2013 der griechische Antifa-Hip-Hop-Musiker Pavlos Fyssas erstochen wurde. Dies war der Punkt, an dem die damalige Regierung beschloss, nach einer langen Periode des Duldens, endlich juristisch gegen Chrysi Avgi vorzugehen: Kurz nach dem Mord an Fyssas wurde die Parteiführung festgenommen und die Polizei leitete Ermittlungen ein.
Auf 2.000 Seiten werden 69 Menschen wegen Mordes, versuchten Mordes, Gewalttätigkeit und illegalen Waffenbesitzes angeklagt. Manche von ihnen werden wegen Beteiligung und Führung einer kriminellen Vereinigung angeklagt. In diesem Mega-Prozess werden nur drei Fälle gemeinsam verhandelt: der Mordversuch an den ägyptischen Fischern in Perama, der brutale Angriff auf die KKE Gewerkschafter_innen in Keratsini, der Mord an Pavlos Fyssas. Dazu kommt die Anklage wegen Beteiligung an/Führung einer kriminellen Vereinigung.
Golden Dawn Watch
Seit 2015 läuft der Prozess gegen die Goldene Morgenröte (Chrysi Avgi) in Athen. Golden Dawn Watch ist Beobachter und kritischer Begleiter der Verhandlungen.
Inspiriert durch NSU–Watch in Deutschland, werden am Ende jedes Prozesstages umfassende Berichte auf Griechisch und auf Englisch veröffentlicht um über die Vorgänge im Gerichtssaal zu informieren.
„Wir glauben, dass nur eine gut informierte und sensibilisierte Öffentlichkeit einen starken Widerstand gegen die Ausbreitung von Rassismus, Faschismus und Neonazismus und letztendlich gegen die Angst entwickeln kann.“
Die Links zum Interview:
Dokumentation „Golden Dawn: A Personal affair“: https://www.youtube.com/watch?v=X9_8H33wloc
Golden Dawn Watch Initative http://goldendawnwatch.org
OmniaTV https://www.youtube.com/user/OmniaWeb