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Bei einer Pro-Choice-Demo und Aktionen am 25. Juli demonstrierten mehr als 150 Leute für einen freien Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen und für die Wahlfreiheit sich für oder gegen eine Schwangerschaft entscheiden zu können. Der anschließende 1000-Kreuze-Marsch ultra-religiöser AbtreibungsgegnerInnen musste seine Rosenzeremonie auf einem Fußgänger_innensteg unter Polizeischutz abhalten. Zu erfolgreichen Blockaden kam es auf Grund zu weniger Pro-Choice-Aktivist_innen nicht.
Am 25. Juli 2015 fand in Salzburg eine Demonstration unter dem Motto „Pro Choice is ois!“ statt. Vom Bahnhof über das Platzl bis zum Alten Markt in der Salzburger Altstadt demonstrierten über 150 Teilnehmer_innen für einen freien Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen und eine emanzipatorische und befreite Gesellschaft. Die Demo wurde angeführt von einem lauten, aber kleinen Frauen*Lesben*Inter*Trans*-Block. Am Hauptbahnhof gab es nach der Begrüßung ein solidarisches Grußwort von Pro Choice Sachsen und anschließend einen Redebeitrag der SLP über die gesellschaftlichen Verhältnisse in der Care- und Lohnarbeit stattfinden. Der Redebeitrag des flit*z Salzburg am Platzl thematisierte die reproduktive Freiheit von Menschen mit Behinderung, Inter*- und Trans*-Personen und forderte Selbstbestimmung für alle. Der Poetry Slam Beitrag von Tante Hons brachte die Skurrilität der religiösen FundamentalistInnen auf den Punkt. Bei der Abschlusskundgebung am Alten Markt ging es bei dem Redebeitrag des Infoladen Salzburg um Schwangerschaftsabbrüche in Österreich.
Im Anschluss an die Demo gab es angemeldete Kundgebungen an den strategisch wichtigen Punkten Landeskrankenhaus, Müllner Steg, Makartsteg und an der Staatsbrücke. Um 16.15h sammelten sich mehr als 100 fundamentalistische AbtreibungsgegnerInnen am Mozartplatz und zogen mit weißen Kreuzen zum Mozartsteg. Üblicherweise wollen die Fundis diese Zeremonie auf der viel prestigeträchtigeren und öffentlichkeitswirksameren Staatsbrücke abhalten. Der effektive Ausschluss der Fundis von der Öffentlichkeit ist ein Erfolg der Kundgebungen. An beiden Seiten des Steges wurden die Fundis mit Parolen wie „Hätt Maria abgetrieben, wärt ihr uns erspart geblieben“ überschallt. Die AbtreibungsgegnerInnen zogen zur Staatsbrücke, wo es einen Blockadeversuch gab. In weiterer Folge gab es Identitätsfeststellungen am Rande des 1000-Kreuze-Marsches. Beim Landeskrankenhaus wurde der Marsch von circa 60 Leuten übertönt. Im Gegensatz zu ihnen waren die Fundis, von den Bullen abgeschottet, kaum wahrnehmbar. Den Schlussgottesdienst mussten die organisierten AbtreibungsgegnerInnen um HLI, EuroProLife und Co. in strömendem Regen unter freiem Himmel, erneut abgeschirmt durch die Bullen, in der Griesgasse abhalten.
Das Fazit des Infoladen Salzburg: Das Ziel den 1000-Kreuze-Marsch zu blockieren wurde erreicht. Dafür waren es zu wenig Leute. Allerdings haben die Pro-Choice-Kundgebungen und die präsenten Aktivist_innen ihre Wirkung nicht verfehlt und der Marsch konnte nicht stattfinden, wie ursprünglich geplant. Im Gegensatz zu den vergangenen Jahren, wurde dieses Jahr niemand festgenommen. Es gibt „nur“ einige Anzeigen wegen Verwaltungsübertretungen. Der Erfolg der Proteste der vergangenen Jahre ist, dass Pro Choice als Thema vermehrt an Bedeutung gewinnt. Eine inhaltliche Auseinandersetzung findet ihr in der Broschüre der Infoladen Frauen* unter diesem Link. Schließen sich allerdings nicht eklatant mehr Personen den Protesten an, werden die Fundis auch in den nächsten Jahren ihren Marsch durchziehen können.
Der Aufruf
Jedes Jahr im Sommer wird die Salzburger Altstadt Bühne eines befremdlichen Spektakels. Damit sind hier nicht die Salzburger Festspiele gemeint, sondern der sogenannte „Gebetszug 1000 Kreuze für das Leben“ ultra-religiöser FundamentalistInnen. Weiße Holzkreuze tragend ziehen selbsternannte „Lebensschützer“ dabei durch die Gassen. Der Zweck ihres Auftrittes: Propaganda gegen Schwangerschaftsabbrüche, gegen reproduktive Selbstbestimmung und gegen Emanzipation ganz allgemein. Dem wollen wir entgegentreten. Wir rufen zu einer Pro-Choice-Demo und vielfältigen Gegenaktivitäten auf.
Der Marsch in Salzburg ist in Österreich das einzige Event der klerikal-faschistischen AbtreibungsgegnerInnen, welches nach dem Muster der „1000 Kreuze Märsche“ stattfindet. Organisiert werden diese von EuroProLife (Lebenszentrum München), in Salzburg gemeinsam mit Human Life International (HLI, Lebenszentrum Salzburg). Der „1000 Kreuze Marsch“ in Salzburg ist ein Treffen christlicher AntifeministInnen aus Österreich, Bayern und Südtirol.
Von Anfang an wurde Widerstand von Pro-Choice-Seite auf die Beine gestellt. Klar, dass das weder den AntifeministInnen von HLI und Co., noch den Vertreter_innen der Staatsgewalt schmeckt. Die Bullen reagierten in den letzten drei Jahren mit Festnahmen auf den (pro-)feministischen Widerstand. Sie haben es darauf angelegt, unseren Handlungsspielraum kontinuierlich einzuschränken: vor drei Jahren gab es noch zwei Festnahmen, im Jahr darauf waren es 36. Letztes Jahr wurden zehn Pro-Choice-Aktivist_innen schon wegen des bloßen Rufens von Parolen („Hätt’ Maria abgetrieben wärt ihr uns erspart geblieben“) festgenommen. Vier Festnahmen in Handschellen gab es wegen Verstoßes gegen die Straßenverkehrsordnung.
Je fadenscheiniger die Gründe für Festnahmen umso grantiger werden wir. Wir sind entschlossen, uns heuer unseren Handlungsspielraum wieder zurückzuholen!
Denn es gibt einiges zu erkämpfen. Schwangerschaftsabbrüche müssen endlich raus aus dem Strafgesetzbuch! Wir können nicht zulassen, dass sich sogenannte „Lebensschützer“ immer weiter ausbreiten und – wie in Wien – Kliniken terrorisieren, bis diese schließen. Es reicht nicht, wenn Schwangerschaftsabbrüche in den ersten drei Monaten straffrei sind; sie müssen in öffentlichen Krankenhäusern praktisch möglich sein. Das ist in Tirol und Vorarlberg noch immer nicht der Fall. Abtreibung auf Krankenschein muss her!
Doch das ist nur eine Facette des Problems. Bei den Pro-Choice-Protesten treten wir ein gegen den rassistischen, bevölkerungspolitischen Zugriff auf die Körper von Frauen* und ungewollt schwangerer Inter*Trans*Personen. Wir wenden uns gegen patriarchale Geschlechternormen und Zwangsheterosexualität, und gegen das Abschieben von unbezahlter Care-Arbeit auf Frauen*. Und beim Gedanken an die Verbandelungen von organisierten AbtreibungsgegnerInnen mit der sonstigen extreme Rechten, der Wirtschaft und Parteien kommt uns das Kotzen!